Buchtipps - zum Thema “Alter(n)”

Thieme, Frank:
Alter(n) in der alternden Gesellschaft.
Eine soziologische Einführung in die Wissenschaft vom Alter(n).
und
Aner, Kirsten / Karl, Ute (Hrsg.):
Handbuch Soziale Arbeit und Alter.

Das Alter, „Aging“ und die alternde Gesellschaft sind seit einigen Jahren en vogue. Nicht nur die Medien haben das Thema erkannt, sondern auch die Politik (Bundesministerium für Gesundheit) und Wissenschaft. Insbesondere in der Wissenschaft sind dies insbesondere die Disziplinen der Soziologie und Psychologie. Der Grund für die verstärkte Beschäftigung mit dem Thema „Alter“ ist relativ einfach: Der demographische Wandel.
Zugleich steigt die Lebenserwartung, wächst die Zahl und der Anteil alter Menschen.
Noch nie wurden so viele Menschen in Deutschland so alt. Die Lebenserwartung ist in den letzten 100 Jahren um 30 Jahre gestiegen. Und das hat Auswirkungen – auf die Gesellschaft, auf die Wirtschaft, auf das soziale Miteinander und nicht zuletzt natürlich auf unsere ganz persönliche Lebensgestaltung. Und doch haben wir zurzeit noch wenig konkrete Vorstellungen von den Möglichkeiten, wie wir dieses lange Leben so gestalten können, dass es uns in jungen Jahren ebenso gefällt wie im späten Alter. Doch es gibt heute oft nur Horrorszenarien, die folgendes zeichnen:
Eine Gesellschaft, die mit "Vergreisung", "Überalterung", "Pflegenotstand" und einem "Rentenloch" zu kämpfen haben wird. Eine Gesellschaft, in der es weder Spaß macht, alt noch jung zu sein: Das Leben der Menschen zwischen 20 und 60 wird als ewiger Lauf im Hamsterrad dargestellt,
während die Älteren entweder völlig verarmt oder als spaßsüchtige Weltreisende dargestellt werden.
Dass diese Bilder nicht mehr stimmen und die zukünftige Realität in keiner Weise realistisch
darstellen, zeigen zahlreiche Gesellschaftsanalysen.
Die beiden Bücher Alter(n) in der alternden Gesellschaft und Alter(n) in der alternden Gesellschaft stellen daher eine solide und kompetente Grundlage für die Beschäftigung mit dem Thema "Alter" dar.

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Frank Thieme will mit seinem Buch Alter(n) in der alternden Gesellschaft eine zusammenfassende Darstellung zum aktuellen Stand der Forschung liefern. Daher beginnt die Darstellung mit einem historischen Rückblick ("Die Entdeckung des Alters", "Geschichte der Erforschung des Lebens").
Dann wird - obligatorisch - die demographische Entwicklung unserer Gesellschaft beschrieben, ohne die zukünftige Aussagen kaum möglich sind. Über das Kapitel der sozialen Sicherung alter Menschen geht es zur Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Pflegebedürftigkeit.
Die grundsätzliche Frage, weshalb der Mensch überhaupt altert, kann die Naturwissenschaft heute grundsätzlich beantworten (Kapitel 6). Im Schlussteil widmet sich Thieme dem heutigen (und zukünftigen) Leben der Alten („So leben die Alten“): Was macht ein „gutes Leben im Alter“ aus?, welche Auswirkungen haben die unterschiedlichen Einkommensverhältnisse? oder wie sieht bürgerschaftliches Engagement aus? Im Ausblick kommt Frank Thieme neben den positiven Aspekten des Alters auch auf die Gefährdungen des guten Lebens im Alter zu sprechen, denn die Finanzierbarkeit des „guten Lebens“ im Alter wird für immer mehr Menschen schwieriger werden („Altersarmut“). Die Belastbarkeit der sozialen Netze wird demnach auf eine harte Probe gestellt.

Thieme, Frank
Alter(n) in der alternden Gesellschaft
Eine soziologische Einführung in die Wissenschaft vom Alter(n)
2008. 327 S. Mit 11 Abb. u. 51 Tab. Br.
ISBN: 978-3-531-14563-1
Lehrbuch


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Hrsg.: Aner, Kirsten / Karl, Ute
Handbuch Soziale Arbeit und Alter

„Soziale Arbeit“ im Kontext von „Altenarbeit“ ist nach wie vor unterrepräsentiert.
Das Handbuch „Soziale Arbeit und Alter“ versucht dies zu ändern und stellt auf 548 Seiten (!) den Bedarf, die Rahmenbedingungen, Institutionen, Paradigmen und Konzepte der Begleitung der vielgestaltigen Lebensphase Alter aus der Perspektive der Sozialen Arbeit dar.
Die unterschiedlichen Aspekte zeigen, wie vielfältig und wichtig „Soziale Arbeit“ ist:
Die Beiträge behandeln sowohl die aktuelle Praxis als auch gegenwärtige Theoriediskussionen, historische Hintergründe Sozialer Altenarbeit, spezifische Themen des Alter(n)s, wichtige Entwicklungen in Sozialpolitik und Sozialrecht sowie Befunde der Altersforschung einschließlich der Diskurse verschiedener Disziplinen über das Alter als soziale Konstruktion.
Besonders anzumerken ist, dass auch „spezifische Themen und Probleme“ (Teil II, Kap. 3) dargestellt werden, die sich herkömmlicherweise meist nur auf „Gebrechen“ und „Krankheit“ beziehen: So u.a. Themen wie „Delinquenz“ (lat. delinquere „sich vergehen“), „Entberuflichung“ (sprich: Eintritt in die Rente, Pensionierung) und „Alte Menschen mit Migrationshintergrund“. Außerdem ein allzu oft ausgegrenztes Thema, nämlich „Sterben und Tod“. Denn hier geht es nicht nur um die letzte Lebensphase (bzw. Sterbephase) und Aspekten wie „Sterbebegleitung“, „Sterbehilfe“ etc., sondern auch um die grundsätzliche Erläuterung einer zentralen Thematik (Sterben und Tod in der modernen Gesellschaft“). Hier wäre allerdings eine umfangreichere Darstellung – auch im Bezug zu anderen Beiträgen - wünschenswert gewesen.
Zu diesem Titel stehen auf der Internetseite des VS Verlages weitere, ergänzende Informationen zu Verfügungen, die sich sicherlich auch erweitern lassen („ONLINE PLUS“).

Das Buch ist das umfassendste seiner Art zur „Soziale Arbeit“ im Kontext „Alter“ und die Lektüre sehr empfehlenswert, da „Alter“ und dessen zukünftige Entwicklung in Deutschland und europaweit unsere Gesellschaft(en) massiv beschäftigen werden. Daran geht kein Weg vorbei.

Hrsg.: Aner, Kirsten / Karl, Ute
Handbuch Soziale Arbeit und Alter
2010. 548 S. Mit 6 Abb. u. 22 Tab. Br.
ISBN: 978-3-531-15560-9

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