Buchtipp - Wolfgang George, Eckhard Dommer, Viktor R. Szymczak (Hg.): “Sterben im Krankenhaus”

Wolfgang George, Eckhard Dommer, Viktor R. Szymczak (Hg.)
Sterben im Krankenhaus
Situationsbeschreibung, Zusammenhänge, Empfehlungen
Psychosozial-Verlag
EUR 29,90

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psychosozial-verlag.de

Grundlage dieses Buches ist die "Gießener Studie zu den Sterbebedingungen in Krankenhäusern" (2013), für die ca. 1.400 MitarbeiterInnen aus 212 Krankenhäusern deutschlandweit befragt worden sind. Bereits vor 25 Jahren hatte Wolfgang George mit dem gleichen Messinstrument gearbeitet, sodass ein Vergleich zwischen den damaligen und heutigen Bedingungen möglich ist.
Die Situation in Deutschland ist, dass rund 50% sterben in Krankenhäusern, 40% in Pflegeeinrichtungen und nur etwa 10% in ihrer häuslichen Umgebung.
Die Wünsche der Bevölkerung deuten genau ins Gegenteil: Die meisten möchten umsorgt zu Hause sterben.
Wenn nun aber in Institutionen wie Krankenhäuser zunehmend gestorben wird, muss die Versorgungs- und Betreuungsqualität der Sterbenden absolute Priorität haben. Aber wie sieht die Realität aus? Wie kümmert man sich um Sterbende - und letztlich auch um Verstorbene?

 

Wolfgang George schreibt zum Sterbeort Krankenhaus (S. 103):
"Es verbindet die Menschen, dass sie sich, solange bei Gesundheit und Selbständigkeit, ihr eigenes Sterben in vertrauter häuslicher Umgebung wünschen. Dass dieser Wunsch ab einem bestimmten Ausmaß eigener Hilfsbedürftigkeit und Belastung des familiären Systems nicht durchgehalten werden kann, ist nahe liegend. Und so gilt, dass – auch wenn es das Ziel ist, die persönlichen, familiären und ambulanten Kräfte für ein häusliches Sterben zu stärken, zahlreiche Situationen existieren, in denen eine stationäre Versorgung unausweichlich ist. Vielleicht ist das Krankenhaus gar nicht so ein schlechter Ort für dieses letzte große Ereignis im Leben eines jeden Menschen. Immerhin werden die allermeisten dort auch geboren."

Dagegen betont Christoph Kranich in seinem bemerkenswerten Beitrag, dass der Tod - oder besser: das Sterben – zum Leben passen sollte (S. 181ff.). Dies hört sich fast zu phantastisch an, kennt man die Zahlen derer, die in Kranken- und Pflegeeinrichtungen fremdbestimmt sterben (rd. 90%). Der Normalfall sollte wieder das Sterben zu Hause in der Familie werden, unterstützt durch ambulante Pflege- und Hospizdienste. Und nur, wo Familien keine Kraft mehr haben, das Sterben eines Angehörigen zu begleiten, sollten Hospize und Palliativstationen zur Verfügung stehen. Krankenhäuser hingegen sollten nur im Ausnahmefall ein Ort des Sterbens sein. Denn wichtig für Sterbende und Angehörige sind die häusliche Umgebung und ein multiprofessionelles Umfeld. Aspekte wie Spiritualiät können hier integriert werden – im Krankenhaus stört dies den Arbeitsablauf….

Das Buch "Sterben im Krankenhaus" bietet zu diesen Fragen den derzeit umfassendsten Überblick und zur Lektüre unbedingt zu empfehlen.


Mit Beiträgen von Rochus Allert, Ursi Barandun Schäfer, Gerhild Becker, Gesine Dannenmaier, Eckhard Dommer, Maria Eberlein-Gonska, Wolfgang George, Swantje Goebel, Andreas J.W. Goldschmidt, Reimer Gronemeyer, Marco Gruß, Karin Jors, Christoph Kranich, Andreas Lauterbach, Andrea Newerla, Hans Pargger, Hans-Joachim A. Schade, Alfred Simon, Viktor R. Szymczak und Markus A. Weigand.

Wolfgang George, Eckhard Dommer, Viktor R. Szymczak (Hg.)
Sterben im Krankenhaus
Situationsbeschreibung, Zusammenhänge, Empfehlungen
Psychosozial-Verlag
EUR 29,90
230 Seiten, Broschur
Erschienen im Oktober 2013
ISBN-13: 978-3-8379-2331-5

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