Buchtipp -  Petra Fuchs, Maike Rotzoll, Ulrich Müller, Paul Richter und Gerrit Hohendorf (Hrsg.): “D

Petra Fuchs, Maike Rotzoll, Ulrich Müller, Paul Richter und Gerrit Hohendorf (Hrsg.):
Das Vergessen der Vernichtung ist Teil der Vernichtung selbst.
Lebensgeschichten von Opfern der nationalsozialistischen „Euthanasie“
Wallstein Verlag

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wallstein-verlag.de


23 Lebensgeschichten versammelt der vorliegende Band, Lebensgeschichten, die auf der Basis von Krankengeschichten rekonstruiert worden sind. Exemplarisch erzählen sie von den mehr als 70.000 psychisch kranken und geistig behinderten Frauen, Männern und Kindern, die 1940/41 von Ärzten zur Tötung bestimmt und in sechs eigens eingerichteten Gasmordanstalten ermordet wurden.
Über diese Opfergruppe des NS-Regimes ist bisher wenig bekannt, in der öffentlichen Wahrnehmung spielt sie kaum eine Rolle. Knapp die Hälfte der lange verschollen geglaubten Krankenakten der »Euthanasie«-Toten wurden im Zuge der Öffnung der Stasi-Archive Anfang der 1990er Jahre wiederaufgefunden. Diese einzigartige Quelle ermöglicht es nun, die Opfer des nationalsozialistischen Krankenmordes in ihrer Individualität sichtbar zu machen.

Motivation der Herausgeber war, den ermordeten Menschen und ihren individuellen Lebenswegen gerecht werden zu wollen." (S. 17) Es ging den AutorInnen des vorliegenden Lesebuches, wie sie es selbst nennen, darum über diese ihre personale Würdigung der Opfer hinaus um "eine angemessene Form der Trauerarbeit" (S. 17), um - wie es Wolfgang U. Eckart und Christoph Mundt in ihrem Geleitwort ausdrücken - durch "die Nacherzählung ihrer Lebensgeschichten zumindest Elemente der mit ihnen der Vernichtung zugedachten Personalität zurückzugeben. Es entstanden dabei 23 höchst unterschiedliche Lebensgeschichten als Geschichten aus dem Leben." (S. 13)

Ein sehr wichtiger Titel, der der Geschichte der "Euthanasie" im Kontext der Biographieforschung einen weiteren Aspekt der Erinnerungskultur hinzufügt.

 

Der Titel wurde ausgezeichnet mit dem Forschungspreis zur Rolle der Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus. Zur Jury gehören Vertreter des Zentralrats der Juden in Deutschland, des Bundesverbands jüdischer Ärzte in Deutschland sowie der Bundesärztekammer, des Bundesministerium für Gesundheit und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

 

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