Buchtipp - Fritz Roth: Trauer ist Liebe (Hörbuch/CD)

Fritz Roths Grundlage für die Arbeit ist: Man kann den Toten kaum mehr etwas Gutes tun, außer den Körper menschenwürdig zu bestatten. Vielmehr muss der Trauernde im Mittelpunkt der Bemühungen stehen. Hinterbliebene brauchen Geborgenheit und wollen akzeptiert werden, um Ruhe für einen konstruktiven Trauerprozess zu finden.
In der Bestatterbranche gilt der ungewöhnliche Seiteneinsteiger Fritz Roth noch als – inzwischen allerdings sehr prominenter – Außenseiter. Nicht der Tote steht im Zentrum seiner Bemühungen – es sind die Hinterbliebenen, denen er einen hilfreichen, ausgiebigen Abschied vom Verstorbenen ermöglichen will. Sie sollen den Tod sinnlich, emotional und real wahrnehmen – durch einen engen Kontakt mit dem Toten.

image

In acht erzählten Kapiteln werden die Ansichten, Einsichten und Überzeugungen von Fritz Roth anhand konkreter Beispiele erläutert. So wird nach einem einleitenden Interview mit Fritz Roth in Kapitel 2 das Führen eines Trauertagebuchs empfohlen und begründet, in Kapitel 3 dann die essentielle Frage vieler Hinterbliebenen erläutert - nämlich „Wann darf ich wieder lieben“? Im Folgenden 4 Kapitel wird der Umgang mit dem Thema „Tod“ innerhalb einer Firma thematisiert. Wie geht man mit der Todesnachricht eines Kollegen um? Wie verhält man sich?
Fragen, die in den meisten Fällen wohl eher schnell und „lautlos“ unter den Tisch gekehrt werden. Man(n) geht zur Tagesordnung über…
Auch die früheren Trauerzüge, die immer mehr aus unserem Stadtbild verschwinden, werden in einem weiteren Kapitel beschrieben.
Im sechsten Kapitel geht Roth der Frage nach, wie Kinder trauern (dürfen). Ab wann dürfen Kinder einen Verstorbenen sehen, anfassen, um zu begreifen?
Das vorletzte Kapitel widmet sich den verwaisten Eltern, die leider immer noch oft Schwierigkeiten haben, ihre verstorbenen Kinder „ordentlich“ zu bestatten.
Hier betont Fritz Roth das Engagement einiger und fordert auf, sich nicht von Friedhofsordnungen etc. entmutigen zu lassen. Hier brauchen Eltern (und die gesamte Familie) Unterstützung und Halt.
Zum Abschluss wird das Kunstprojekt „Ein Koffer für die letzte Reise“ vorgestellt, zu dem ebenfalls ein Buch im Gütersloher Verlagshaus erschienen ist.

Der Tod erklärt uns das Leben", sagt Fritz Roth. Im Gespräch mit ihm wird schnell klar, warum er den Tod für den talentiertesten Lehrmeister hält und warum er nicht nur jedem Hinterbliebenen dringend rät, sich ganz bewusst mit Tod und Trauer auseinander zu setzten. „Wir lassen uns unsere Toten stehlen", klagt er deshalb die übliche Bestattungspraxis an. Seine überzeugenden Plädoyers für einen anderen Umgang mit Tod und Trauer und die ergänzenden Beispiele von konkreten Fällen sind tröstlich und ermutigend.
Eine anregende CD, die man sich immer wieder anhören kann (und sollte) – denn im Gegensatz zur Buchversion „wirkt“ Fritz Roth auch mit seiner Stimme.
Sehr empfehlenswert!

P.S.:
In der Buchfassung fasst Roth gemeinsam mit der Journalistin Sabine Bode die Grundsätze seines beruflichen Wirkens zusammen. Anhand von fünf ganz verschiedenen Sterbefällen beschreiben sie, wie die Hinterbliebenen mit der Situation umgehen und eine gesunde Trauerarbeit leisten.


Fritz Roth: Trauer ist Liebe. CD

Im Gespräch mit dem Bestatter und Trauerbegleiter. Erfahrungen und Begebenheiten an der Schnittstelle des Lebens.
Mit Booklet.
Laufzeit ca. 70 Minuten
1. Auflage 2006
70 Min. mit 10-seitigem Booklet CD
Format: 12,1 cm x 12,0 cm
ca. EUR 17,95 [D] / EUR 18,10 [A] / SFr 32,60
ISBN 978-3-579-06815-2 / 3-579-06815-6

Gütersloher Verlagshaus

Twitter Digg Delicious Stumbleupon Technorati Facebook Email
blog