Trauerfeier für Robert Enke - maßlos?

Die Medien überschlagen sich, wieder mal…
Dies war bereits bei Prinzessin Diana so, ebenso bei Michael Jackson.
Die Berliner Zeitung "BZ" beschreibt die morgige Massen-Trauerfeier folgendermaßen:
Morgen ab 11 Uhr (ARD) erlebt Deutschland eine der größten Trauerfeiern aller Zeiten. Die AWD-Arena in Hannover wird beim Abschied von Robert Enke zur Arena der Tränen. Fast 100 000 Menschen werden zum öffentlichen Trauergottesdienst erwartet. Aus Sicherheitsgründen dürfen nur 45 000 der 49 000 Plätze im Stadion besetzt werden. Die Trauerreden und der Gottesdienst werden zusätzlich auf zwei Großbildleinwänden vor der Arena übertragen. Als Trauerredner treten Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff, Oberbürgermeister Stephan Weil und DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger auf. Die Andacht hält Pfarrer Heinrich Plochg.
bz-berlin.de

Bei aller öffentlichen Betroffenheit muss die Frage erlaubt sein, ob dieser Aktivismus sinnvoll ist.
Äußerungen wie diese sind mit Vorsicht zu genießen: Die Dimension der Anteilnahme ist überwältigend - nicht nur in Hannover, sondern in ganz Deutschland und sogar im Ausland", sagte Hannovers Klubpräsident Martin Kind. Dies würde aufzeigen, wie vielen Menschen Robert Enke etwas bedeutet habe und was für eine tolle Persönlichkeit er gewesen sei.
Hat den Hunderttausenden der Mensch Robert Enke wirklich etwas "bedeutet"?

Der Wunsch des Präsidenten des Deutschen Fußball Bundes (DFB), Theo Zwanziger, ist ehrenhaft, wird jedoch gesellschaftlich kaum Wirkung zeigen: Nach dieser Tragödie müssen wir alle im Fußball nachdenken, wie wir bestehende Tabus brechen", sagte Zwanziger der "Bild". Künftig dürfe es nur noch ein Tabu geben: "Und das ist die Würde des Menschen", sagte Zwanziger, der ein radikales Umdenken fordert [...]"

Der Kommentar von Harald Martenstein im Berliner Tagesspiegel könnte nicht passender formuliert werden:
Die bittere Pointe dieser Geschichte besteht darin, dass der Torwart Angst davor hatte, dass seine Krankheit öffentlich wird. Er wollte, dass niemand davon erfährt. Jetzt wissen es alle. Wahrscheinlich hat er die Dinge ganz richtig eingeschätzt, einen kranken Torwart hätten sie nicht zur Weltmeisterschaft mitgenommen. Aber wenn du deine Intimsphäre wahren möchtest, dann stirb besser nicht. Dann bleib besser am Leben…

tagesspiegel.de

Martenstein hat Recht, wenn er sagt, dass der tote Torwart zum Event wird: "Das Spektakel zeigt, wie maßlos, wie distanzlos, wie gierig nach Emotionen und Abwechslungen aller Art wir sind.

PS: Morgen ist Volkstrauertag!
volksbund.de

 

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