Der “Leichenklau” und seine Folgen

Es kam wie es kommen musste:
Ein Fahrzeug zum Überführen von Leichnamen wird gestohlen - und das samt Inhalt (verstorbene Menschen).

Nun ist ist dies seit Jahren gängige Praxis und viele wissen um diese "Bestattungspraktiken". Auch die öffentlichen Verwaltungen und die Kirchen, die sich zwar ab und an über "Billigbestatter", "Preisdumping" und "Entsorgungsmentalität" - zu recht - beschweren, jedoch leider ebenso wenig öffentliche Aktivitäten an den Tag legen.
Es könnte sein wie mit anderen Skandalen, um die sich dann nach kurzer Zeit niemand mehr kümmert.
Doch es reicht nicht aus, sich wie in diesem Fall nur zu echauf­fie­ren: Jetzt endlich sollte klar geworden sein, dass die Ignoranz gegenüber dem Umgang mit Verstorbenen fatale Folgen hat. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sich um sterbende als auch um gestorbene Menschen zu kümmern. Und das nicht nur unmittelbar nach Todeseintritt (u.a. in Hospizen etc.), sondern bis zum Zeitpunkt der Bestattung. "Schleusenzeit" nennt das die Trauerexpertin Ruthmarijke Smeding ("Trauer erschließen"). Alle Professionellen und Ehrenamtlichen sind in dieser Zeit "Schleusen-Wächter".
Die Idee dahinter ist, dass die Erfahrungen Betroffener mit einem Schiff zu vergleichen, das durch eine Schleuse gelotst wird, um unterschiedliche Niveaus zu überbrücken: die Zeit vor diesem Eingriff bis zum Tod, und die Zeit die danach kommen wird.

Im Zuge der aktuellen Empörung werden Forderungen nach Standards laut. Doch die gibt es bereits - zumindest auf dem Papier (u.a. mit den Anforderungen DIN EN 15017 - Bestattungs-Dienstleistungen). Ob verbindliche Mindeststandards für Bestattungen zu einem würdevolleren Umgang mit Toten führen, sei dahingestellt.

Die Diskussion hat gerade erst begonnen. Und sie sollte nicht wieder in den alltäglichen Auseinandersetzungen von Interessenvertretungen zerrieben werden. Dafür ist das Thema für unsere gesamte Gesellschaft zu wichtig - oder sollte es zumindest sein.

welt.de

domradio.de

bild.de

berliner-kurier.de

Die ARD widmet sich in ihrer Themenwoche "Leben mit dem Tod" (17. bis 23. November 2012) den Schwerpunkten "Wie wir umgehen mit dem Tod", "Wie wir sterben wollen" und "Was am Ende bleibt". Vielleicht ist ja auch der Umgang mit Verstorbenen dabei:
ard-themenwoche-leben-mit-dem-tod

 

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