Buchtipp - Erich Grond: “Palliativpflege in der Gerontopsychiatrie”

Erich Grond
Palliativpflege in der Gerontopsychiatrie
Leitfaden für Pflegende in der Altenhilfe

Die Palliativpflege ist eine Disziplin, die immer mehr zum festen Bestandteil des Gesundheitswesens (nicht nur in Deutschland) wird. Der Bedarf an Fachliteratur und Expertenmeinungen wird weiter zunehmen. Und das ist gut so.
Der Kohlhammer Verlag hat sich diesem Thema unter der Rubrik „Pflege“ mit seiner Reihe „Altenpflege“ angenommen. Vorweg gesagt ist es ein Verdienst des Autors deutlich zu machen, dass "psychische Störungen" in der Pflege bzw. Altenhilfe nichts Außergewöhnliches sind und nicht beunruhigen müssen.
"Palliative Care ist nicht nur in Kliniken, sondern in Pflegeheimen dringend notwendig, weil von den über 90-Jährigen 45% in Heimen sterben und 60-80% psychisch gestört sind, d.h. Heime brauchen in Palliativpflege und Gerontopsychiatrie geschulte Fachpflegende", so Prof. Grond im Vorwort des Buchs. Und es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein: Psychisch kranke, alte Pflegebedürftige, wollen bis zum Tod geachtet und nicht als auffällig isoliert werden.

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Dass psychische Erkrankungen im Alter zunehmen, ist nicht neu. Doch durch die demografische Entwicklung und Zunahme der Hochaltrigen werden psychische Erkrankungen wie Demenz und Alzheimer, Depressionen, Angststörungen und Verfolgungswahn zunehmen. Bedingt dadurch wird es ebenso einen Anstieg der Suizidrate bei Älteren zu verzeichnen geben.
Ein wichtiger Aspekt, den Grond gleich am Anfang seines Buches betont: Viele Ältere fühlen sich einsam und resignieren. Auch hier gilt es, zu unterstützen und zu helfen. Ein wichtigen Beitrag leisten schon heute die Angehörigen: 68% der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt, davon zwei Drittel ausschließlich von den Angehörigen.
Palliativpflege darf sich nicht auf Tumorpatienten beschränken. Viele alte psychisch veränderte Patienten in der Pflege zu Hause und im Heim haben unheilbare, fortschreitende Erkrankungen und eine begrenzte Lebenserwartung. Dieses Buch informiert über aktive Lebenshilfe bis zuletzt und auch über die psychische Not dieser oft als "austherapiert" erklärten Menschen, um so ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und Lebensfreude zu verbessern.

In Kapitel 1 widmet sich Grond dem Grundthema „Psychisch Alterskranke am Lebensende“. Dann geht es im Kapitel 2 auch um einen enorm wichtigen Aspekt: „Lebens- und Sterbensbegleiter“, also Pflegende – und pflegende Angehörige. Insbesondere diese fühlen sich im herrschenden Pflege- und Medizinbetrieb oft vernachlässigt, obwohl sie eine immens wichtige, unersetzliche Rolle im System spielen. Es werden dann die Kompetenzen der Palliativpflegenden umrissen – als Lebensbegleiter mit dem Anspruch einer Beziehungspflege. In Kapitel 3 geht es um „Symptomlinderung in Beziehungspflege“. Darunter werden Aspekte wie „Psychische Not gerontopsychiatrisch veränderter alter Menschen“, „psychische Leitsymptome in der Palliativpflege“ und „Körperliche Leitsymptome in der Palliativpflege“. Im folgende, 4 Kapitel, steht die „Ressourcen-orientierte palliative Beziehungspflege“ im Fokus. Darunter fallen die biografische Arbeit, die Biografie oder auch die Stressbewältigungsfähigkeit als Ressource. Auch die Spiritualität und Lebensfreude als Kraftquelle werden beschrieben. Bei Kapitel 5. wird Palliativpflege nach dem ABEDL-Modell beschrieben (ABEDL - System der fördernden Prozesspflege nach Monika Krohwinkel).
Unter Kapitel 6 und 7 werden das Sterben und die Trauer dargestellt. Es sind die oft in der Pflege verdrängten Themen des Sterbeprozesses und der Bestattung, die hier dargestellt werden. Breiter Raum wird der Trauerarbeit eingeräumt, da es insbesondere in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Defizite gibt.
Das letzte Kapitel 8 widmet sich den verschiedenen Organisationen des Palliativ – und Hospizbereichs (ambulante, stationäre Hospizdienste etc.). Eine ausführliche Literaturliste runden den Leitfaden ab.

Über den Autor:
Professor Dr. Erich Grond ist Arzt für innere Medizin und Psychotherapie, emerit. Professor für Sozialmedizin und Dozent für Gerontopsychiatrie in Aus- und Fortbildung in der Alten- und Krankenpflege.

Erich Grond
Palliativpflege in der Gerontopsychiatrie
Leitfaden für Pflegende in der Altenhilfe
ISBN / Artikel-Nr: 978-3-17-021352-4
Auflage: 2., überarbeitete und erweiterte Auflage
Seiten: 214, 3 Abb., 14 Tab.
Kohlhammer Verlag 2011

 

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