Buchtipp - Carola Kleinschmidt : “Jung alt werden”

Carola Kleinschmidt
Jung alt werden
Warum es sich mit 40 schon lohnt, an 80 zu denken.

Es ist das Thema der Zukunft: „Alter(n)“.
In den vergangenen Jahren hat sich das öffentliche Interesse immer mehr auf die „Alten“ fokussiert, die nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen zur Hauptzielgruppe deklariert wurden. Die Jugend, die Jugendlichkeit und die Fitness haben zwar nach wie vor die Nase vorn, aber die demografische Entwicklung ist eindeutig: Das Alter wird zur zentralen Kategorie unserer Gesellschaft. Aber nicht nur unserer: Alle westeuropäischen Staaten werden sich dieses Themas annehmen müssen. 
Carola Kleinschmidt beschreibt den Umgang mit dieser Entwicklung aber anders als bisherige „Ratgeber zum Alter“: In ihrer Beschreibung fängt die Beschäftigung mit dem (eigenen) Alter bereits in „jungen“ Jahren an! Dem Titel nach zu urteilen wäre dies dann mit 40 Jahren, von denen aus man dann die kommenden 40 Jahre bedenken bzw. planen sollte. Im Buch werden dann auch die verschiedenen Altersabschnitte im Zehnjahres-Rhythmus differenziert dargestellt: Denn jedes Alter hat seine speziellen Chancen und Risiken, die es zu bewerkstelligen gilt.
Die Grundlage dieser Überlegungen ist deutlich: Noch nie wurden so viele Menschen in Deutschland so alt. Die Lebenserwartung ist in den letzten 100 Jahren um 30 Jahre gestiegen. Wie verändert das unser persönliches Dasein? Schließlich haben wir im Durchschnitt 30 Jahre mehr Lebenszeit zur Verfügung als unsere Großeltern.
Aber was fangen wir damit an? Bisher orientieren sich unsere Vorstellungen vom idealen Lebenslauf immer noch an alten Entwürfen. Dabei stellt das lange Leben alles auf den Kopf: Wir werden länger arbeiten als die Generationen vor uns. Wir werden vermutlich oft den Arbeitgeber oder sogar den Beruf wechseln. Wir werden uns viel häufiger auf Freunde als auf die Familie verlassen müssen. Wir wollen nicht ins Altersheim, sondern auch später lieber anders wohnen. Aber wie kann das gelingen?

Ellert & Richter Verlag

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Diese und mehr Feststellungen formuliert Kleinschmidt in einem flüssigen, sehr informativen und kurzweiligen Text, der im Laufe des Lesens wirklich Lust macht auf die kommenden Jahre. Und Carola Kleinschmidt sagt auch, warum: „Nicht, weil man alles vorausplanen kann. Sondern weil wir die Weichen für ein gutes Altwerden bereits mit 40 stellen, wie Studien zeigen. Und weil es jung hält und Freude macht, sein Leben aktiv zu gestalten. Lebenslang.“
Auch wenn der demografische Wandel im öffentlichen Bewusstsein inzwischen fest verankert ist, dominieren in den Diskursen darüber doch meist die Angstszenarien: Der Blick fällt häufig auf die Schwächen, Gebrechen und drohenden Verluste, insbesondere für Menschen jenseits der 80 Jahre. Es gibt nach wie vor eine Fokussierung auf den "Defizitgedanken".
Dies möchte Carola Kleinschmidt mit ihrem Buch ändern. Denn in der Beschäftigung mit dem Alter müssen jüngere Lebensalter mit einbezogen werden: In einer Gesellschaft des langen Lebens gewinnt der Aspekt der frühzeitigen Lebensplanung einen hohen Stellenwert – vor allem auch für die längerfristige (Sorge für die eigenen Eltern) und für sich selbst. Das Zauberwort heißt demnach „Lebenslaufmanagement“. 
Anerkennenswert ist, dass es am Schluss des Buches – beim Alter von 80 – auch „endlich“ um die Endlichkeit und die „Gedanken an den Tod“ geht. Leider etwas zu kurz, denn „Sterben und Tod“ sind laut Statistik zwar für viele ältere und hochaltrige (7%) kaum ein Thema, aber diese belastet es doch sehr. Und nach neueren Untersuchungen nimmt der Anteil derer, die Angst vor dem Sterben haben (Schmerzen, Alleinsein), zu. Dass das Interesse an der Thematik „Bestattungsvorsorge“ dann nicht besonders ausgeprägt ist, zeigt ebenfalls die Statistik (unter 10%). Doch „Vorsorgen“ sollte sich nicht nur auf sich selbst beziehen, sondern das mögliche Sterben des Partners im Alter mit einschließen.
Der qualitätsvolle Umgang mit Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Sterben muss sich wieder als selbstverständliche Aufgabe einer alternden Gesellschaft verstehen. Das Thema des Sterbens und der Endlichkeit der menschlichen Existenz muss in stärkerem Maße als individuelle (Vorsorge) und gesellschaftliche Aufgabe verstanden werden.
Und vor allem: Alte Menschen können authentisch über die Risiken und Herausforderungen, aber auch über die Chancen und Möglichkeiten eines längeren Lebens aufklären und Jüngeren das persönliche Älterwerden näher bringen. Dadurch können neue Beziehungen im Miteinander von Jung und Alt gefunden werden – gegen die zunehmende Vereinzelung in unserer Gesellschaft.
Carola Kleinschmidt macht Mut zum Altwerden, ob es ich um die Gesundheit handelt oder das Thema Arbeit (Rente mit 67?), ob das „liebe Geld“ thematisiert wird oder das Wohnen (Alten-WG) – alles Wesentliche wird angesprochen.
Das Buch „Jung alt werden“ sollte unbedingt als Grundlage dienen für jede weitere, vertiefende Beschäftigung mit dem Zukunftsthema „Alter“.

Carola Kleinschmidt
geb. 1968, ist Diplombiologin und Journalistin. In diesem Beruf interessiert sie sich vor allem für die Frage, wie Menschen ihr Leben in der modernen Welt auf gute Weise gestalten können. Außerdem beschäftigt sie sich vor allem mit Themen rund um Gesundheit, psychisches Wohlbefinden und Wissenschaft. Sie schreibt für viele bekannte Magazine wie PM, BRIGITTE und Vital. Bisher hat sie als Sachbuchautorin drei Bücher veröffentlicht (eines davon: Bevor der Job krank macht avancierte zum Bestseller mit 15000 verkauften Exemplaren und wurde vom Stern als eines der besten Bücher zum Thema Burnout empfohlen.) Zu ihren Schwerpunktthemen hält Carola Kleinschmidt auch Vorträge und Workshops in Unternehmen, Organisationen und vor interessierter Öffentlichkeit.

Kleinschmidt, Carola
Jung alt werden
Warum es sich mit 40 schon lohnt, an 80 zu denken.
ISBN: 978-3-8319-0416-7
240 Seiten
Format: 14 x 22 cm; Broschur
Preis: 14.95 EUR

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