Buchtipp - psychosozial: “Zeitgemäßes über Krieg und Tod”

Im Jahr 2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Auch dafür ist der Titel "Zeitgemäßes über Krieg und Tod", der 2001 im Psychosozial-Verlag erschienen ist, hervorragend geeignet.

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psychosozial 84: Zeitgemäßes über Krieg und Tod

Zeitschrift: psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
168 Seiten, Broschur, 2001
Bestell-Nr.: 1084

psychosozial-verlag.de

Wie und weshalb entsteht Gewalt und Krieg? Mit dieser Frage setzten sich die Autoren dieses Heftes auseinander. Die Antworten sind vielfältig und umfassen verschiedene Bereiche. Sie reichen von der These, die menschliche Destruktivität sei nicht angeboren, sondern ein Kulturprodukt (Modena) über die Bedeutung vom Zerfall von Bindungen und Identitätsverlust für die Entstehung von Gewalt und Krieg (Schulz-Gora) bis hin zum Einfluss infantiler Friedenssehnsucht etwa auf das Verhalten der grünen Politiker in Bezug auf den Kosovo-Krieg (Claus Leggewie). Und es wird deutlich, wie Theorie und Praxis auseinanderfallen können.
Ein weiterer Beitrag mit Bezug zu dieser europäischen Katastrophe beschäftigt sich mit den „Erlösungsmythen im Kosovo-Krieg – Zur Wiederkehr der Religion in der Politik“ (Hans Bosse). Hier wird u.a. die Frage nach der Funktion und dem Wert eines Mythos gestellt („Was ist ein Mythos? Wozu brauchen Staaten und ihre Bürger einen Mythos?“).

Der Bezug zum Kosovo-Krieg ergibt sich aus der zeitlichen Nähe (1998 bis 1999).
In der damaligen Diskussion führte der Philosoph Jürgen Habermas in Verteidigung des Vorgehens der NATO aus, dass eingriffslegitimierende Mängel im Völkerrecht nicht zur Tatenlosigkeit gegenüber Völkermorden führen dürften: „Aus dem Dilemma, so handeln zu müssen, als gäbe es schon den voll institutionalisierten weltbürgerlichen Zustand, den zu befördern die Absicht ist, folgt jedoch nicht etwa die Maxime, die Opfer ihren Schergen zu überlassen. Die terroristische Zweckentfremdung staatlicher Gewalt verwandelt den klassischen Bürgerkrieg in ein Massenverbrechen. Wenn es gar nicht anders geht, müssen demokratische Nachbarn zur völkerrechtlich legitimierten Nothilfe eilen dürfen.“ (Bestialität und Humanität, in DIE ZEIT 1999).
Den Autoren geht es auch darum, mit ihren Überlegungen zur Entstehung von Gewalt einen Beitrag dazu zu leisten, welche Wege aus dem Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt führen können. Eine Frage, die auch angesichts der aktuellen Kriege nicht an Brisanz verloren hat.

 

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