Buchtipp - Brigitte Tag, Dominik Groß u.a. (Hg.) : “Todesbilder. Studien zum gesellschaftlichen Umga

Die Reihe "Todesbilder" ist nun vollständig:
Band 4: "Der Umgang mit der Leiche. Sektiom und toter Körper in internationaler und interdisziplinärer Perspektive", ist kürzlich erschienen.
Im Abschlussband erörtert in "I. Grundsatzfragen" die rechtlichen Aspekte der Sektion in
verschiedenen europäischen Staaten. Hierbei wird auch ein sehr aktuelles Thema - die Organtransplantation - in Deutschland und Österreich vergleichend dargestellt.
In "II. Interdisziplinäre Betrachtungen zu Tod und Medizin" wird die mit einer Sektion die hochgradig tabuisierte Verletzung der körperlichen Integrität und der Totenruhe untersucht. In Aufsätzen wie "Die Zergliederung des Körpers [...]", "Der Körper als Rohstoff [...]" oder "42,90 Euro pro Arm [...]" werden unterschiedliche Aspekte dieses äußerst sensiblen Themas fundiert dargelegt. Auch der vierte Band ist - wie die Vorgänger - sehr lesenswert und aufschlussreich. In bisher nicht dagewesener Dimension ist dem Thema "Tod und toter Körper" ein Gesamtwerk gewidmet worden, das Maßstäbe gesetzt hat.

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Der Campus Verlag hat sich viel vorgenommen:
In einer außergewöhnlichen Reihe veröffentlicht der Verlag: Todesbilder. Studien zum gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod. Band 1-4.
Wenn man bedenkt, dass die Thematik „Tod“ zwar gesellschaftstauglich geworden ist (aber eher auf populäre, mediale Art), dann ist dieses wissenschaftliche Werk mit vier Bänden eindrucksvoll. So intensiv und umfassend hat man sich wohl noch nie mit dem „Tod“ und dem „Leichnam“ beschäftigt. Schon dafür gebührt dem Verlag und den Herausgebern große Anerkennung!
Im ersten - und umfänglichsten -  Band (588 S.) geht es um das „Objekt Leiche - Technisierung, Ökonomisierung und Inszenierung toter Körper“
Im Zentrum des Bandes stehen der Leichnam und seine Nutzbarmachung in verschiedenen Kulturen und Epochen: der Wandel von Trauer- und Bestattungsriten, die Darstellung toter Körper in Kunst und Literatur, die Leiche im Kontext des Krieges, ihr Stellenwert in den Religionen bis hin zur Weiterbehandlung mit modernen Techniken wie Tiefkühlung oder Diamantisierung.
Die Herausgeber sind: Dominik Groß, Historiker, Ethiker und Mediziner. Groß ist Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen. Außerdem Jasmin Grande, Literaturwissenschaftlerin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Der Inhalt ist umfassend und beinhaltet Aspekte wie:

Die Aneignung des menschlichen Leichnams: Facetten eines wenig
beleuchteten Phänomens

Der Nutzen des Leichnams im Altertum
Das schwierige Verhältnis der Griechen zum toten Körper

Überlegungen zur Apotheose des römischen Kaisers und zum Umgang mit seiner Leiche

Zum Verhältnis von Anatomie und Wissenschaftspraxis in der Frühen Neuzeit

Der tote Körper: Literarische Metamorphosen des Leibes und der Seele

Der Körper des toten Soldaten: Aneignungsprozesse zwischen Verdrängung und Inszenierung

Der menschliche Leichnam als (technische) Ressource

Die Ökonomie des toten Körpers

Die Aneignung des eigenen Leichnams
Do ut des? Zur Motivation von "Körperspendern" und zur Funktion
des toten Körpers

Todesbilder. Studien zum gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod
Dominik Groß (Hg.), Christoph Schweikardt (Hg.) u.a.
Campus Verlag 2010

campus.de

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Die Leiche als Memento mori, Bd.2
Interdisziplinäre Perspektiven auf das Verhältnis von Tod und totem Körper
Die Erfahrung des Todes bleibt notwendigerweise abstrakt, wird allenfalls im Sterben von Mitmenschen greifbar. Der Band nähert sich dieser Diskrepanz aus philosophischer, medizinischer, soziologischer und rechtswissenschaftlicher Sicht und zeigt, welche Bedeutung die konkrete Erfahrung mit der Leiche für das Verstehen des abstrakten Todes besitzt. Die Herausgeber nähern sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und haben dazu einen interdisziplinären Zugang gewählt.
Die Herausgeber sind Dominik Groß (s.o.), Julia Glahn und Brigitte Tag.
Julia Glahn ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam, Brigitte Tag ist Professorin an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich (UZH).
Ein Großteil der Beiträge entstand im Rahmen eine Forschungsprojektes „Tod und tote Körper. Zur Veränderung des Umgangs mit dem Tod in der gegenwärtigen Gesellschaft“ am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen.
Folgende Kapitel beinhaltet der Band:
1. Tod und Leichnam aus philosophischer und ethischer Perspektive.
2. Tod und Leichnam aus rechtswissenschaftlicher Perspektive.
3. Tod und Leichnam aus medizinischer Perspektive.
4. Tod und Leichnam aus soziologischer Perspektive.

Den Anfang macht der Wissenschaftsphilosoph Petwe Caws mit Überlegungen, was den lebendigen vom toten Körper eigentlich unterscheidet. Danach setzt sich der Philosoph und Medzinethiker Ralf Stoecker mit Fragen zum Seinsverhältnis des lebendigen zum zukünftigen toten Körper auseinander. Die Herausgeberin und Medizinethikerin Julia Glahn versucht in ihrem Beitrag zu ergründen, weshalb Menschenwürde ein geeignetes Kriterium für den angemessenen Umgang mit dem Leichnam darstellt.
Im zweiten Kapitel (Rechtswissenschaft) umfasst drei Beiträge aus deutscher und schweizerischer Perspektive und befasst sich mit dem rechtlichen Status des Leichnams.
Der Jurist Markus Thier thematisiert die aktive und passive Sterbehilfe als Ausdruck eines Rechtes auf einen selbstbestimmten Tod. Daran anschließend analysiert Thier gemeinsam mit der Strafrechtlichen Brigitte Tag, wie der Umgang mit Leichen gesetzlich geregelt ist. Zudem analysiert Tag, in welchem Maße der menschliche Leichnam tatsächlich als „unveräußerlich“ behandelt wird.
Das dritte Kapitel widmet sich aus medizinischer Sicht mit zwei Beiträgen dem Themenkomplex. Die Physikerin und Neuroethikerin Sabine Müller betrachtet die neuen bildgebenden Verfahren zur Diagnose des Hirntodes, der Arzt und Medizinhistoriker Christoph Schweikardt, welche Rolle Ärzten und Pathologen beim permanenten Rückgang klinischer Sektionen zukommt.
Die soziologische Perspektive ist ebenfalls mit drei Beiträgen vertreten. Die ReligionswissenschaftlerInnen und AnthropologInnen Marga Altena, Sophie Bolt und Eric Venbrux betrachten das niederländische Museumswesen und den Umgang mit menschlichen Überresten in Museen. Die Soziologin Antje Kahl hat in ihrem Beitrag den Fokus auf dem Bestattungswesen: „Der tote Körper als Transzendenzvermittler. Spiritualisierungstendenzen im gegenwärtigen Bestattungswesen“) und fragt, welche Bedeutung der Leichnam für die Angehörigen und deren Trauer hat..
Eine weitere Soziologin (Carmen Lubberich) stellt dar, welche unterschiedlichen Bedeutungen der Begriff „Thanatologie“ international haben kann.
Der Band bietet eine vielschichtige Betrachtungsweise des Themas „Tod und toter Körper“ und macht deutlich, wie umfassend dieses Themenfeld ist bzw. wie intensiv dieser Bereich mittlerweile erforscht wird.

Die Realität des Todes, Bd.3
Zum gegenwärtigen Wandel von Totenbildern und Erinnerungskulturen

Herausgeber ist - neben Dominik Groß - Christoph Schweikardt
Christoph Schweikardt, Dr. med. habil., ist Forschungsgruppenleiter im Projekt »Tod und toter Körper« an der RWTH Aachen.
Im dritten Band analysieren die Autorinnen und Autoren historische und aktuelle Formen der Visualisierung von Tod und Sterben und des sichtbaren Totengedenkens (siehe dazu auch den Titel „Die neue Sichtbarkeit des Todes, hrsg. Von Thomas Macho). Dies wird in drei Abschnitten an anhand von Beispielen der Erinnerungskultur, Darstellungen in den Medien, der Kunst und der Literatur bearbeitet und machen somit den Umfang dieses Forschungsbereiches deutlich.
Im ersten Abschnitt widmet sich der „Realität des Todes im Kontext der Erinnerungskultur“.
Die einzelnen Aspekte sind:
Zwischen Realismus und Euphemismus – Der tote Körper in antiken christlichen Grabinschriften (Christian Schulze)
Communicating with the Dead: Social visibility in the cemeteries of México City (Marcel Reyes-Cortez)
Shooting Embalms (Ronald L. Grimes and Eric Venbrux)
O tempora, o mores (curae mortui): Der Leichnam zwischen kommerzieller Totenfürsorge und affektiver Trauerbewältigung (Michael Rosentreter und Dominik Groß)
Der zweite Abschnitt erörtert die „Realität des Todes im Kontext medialer Diskurse“:
Zwischen Unschärfe und Tabuisierung: Tod und Sterben im Printmediendiskurs (Marie-Christin Hahnen, Julia Glahn, Lukas Radbruch und Dominik Groß)
Television Shows and Weblogs as New Death Rituals: Celebrating Life in the Dutch Production Over My Dead Body (Marga Altena and Eric Venbrux)
Die Darstellung von Toten in den Medien unter dem Vorwurf der Pornografie (Tina Weber).
Der dritte Abschnitt hat die „Realität des Todes im Kontext von Kunst und Geschichte“ zum Thema:
Die Vermarktung des Todes: Der Basler Totentanz im 19. Jahrhundert (Stefanie Knöll)
Benns Leichen – Zum lyrischen Frühwerk Gottfried Benns (Walter Delabar)
„Gesehen am Steilhang von …“ Zeugen des gewaltsamen Sterbens im Ersten Weltkrieg: Henri Barbusse bei Souchez – Otto Dix bei Cléry-sur-Somme (Dietrich Schubert)
„Wie ein Totentanz“ – Das Antlitz des gewaltsamen Todes (Hannes Fernow)
Zur Sichtbarmachung und Ausblendung der Toten im »Dritten Reich« – Manifestationen des nationalsozialistischen Menschenbildes (Julia Glahn)
Der lästige Wiedergänger und die toten »Helden«: Zur Ikonisierung Paul Schulz’ als Held und Märtyrer der frühen nationalsozialistischen „Bewegung“ (Anke Hoffstadt und Richard Kühl)

Der 4. Band: Der Umgang mit der Leiche. Sektion und toter Körper in internationaler und interdisziplinärer Perspektive, wird am 04.10.2010 erscheinen.
Der Band widmet sich der Thematik der „Obduktion“. Die Autorinnen und Autoren werfen einen interdisziplinären und internationalen Blick auf die innere "Leichenschau" und vergleichen die Rechtslage zur Sektion in Europa.
Das Thema ist sehr aktuell, wenn man z.B. an den „Offenen Brief der Verwaisten Eltern und Geschwister Bremen e.V. und des Bundesverbandes Verwaiste Eltern in Deutschland e.V. zum Bremer Gesetzentwurf zur Obduktionspflicht bei Kindern“ (15. April 2010) denkt. In diesem Appell wird betont, dass die geplanten Änderungen der Obduktionspflicht zu einer erheblichen Belastung der Familien führen können. „Wenn Kinder ohne berechtigten Grund gegen den Willen der Eltern obduziert werden, kann dies zu einer Verstärkung von Ohnmachts- und Schuldgefühlen führen und den ohnehin schweren Trauerprozess stark beeinträchtigen.“

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