Buchtipp - Allan Botkin/Craig Hogan: “Zwischen Trauer und Versöhnung”

Allan Botkin/Craig Hogan
Zwischen Trauer und Versöhnung.
IADC: Therapeutische Kommunikation mit Verstorbenen – Heilung von Schuld und Trauma

Für Betroffene gibt es einen (neuen) therapeutischen Ansatz: IADC, Induced After Death Communication, heißt die Methode zur Befreiung von traumatischen Belastungen.
Dabei ist IADC eine Weiterentwicklung der wissenschaftlich anerkannten Traumatherapiemethode EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing: Lösen belastender Emotionen durch therapeutisch angeleiteter Augenbewegungen).

Wenn geliebte Menschen sterben, hinterlässt dies immer eine tiefe Leere. Viele haben das Gefühl, etwas versäumt zu haben: Die Klärung eines Problems, Wiedergutmachung, Versöhnung am Sterbebett. Dies führt häufig zu Schuldgefühlen gegenüber den Verstorbenen, die ein Leben lang anhalten können. Besonders bei plötzlichem Tod tritt diese Reaktion ein, denn die Möglichkeit einer Abschiednahme zu Lebzeiten war nicht möglich. Im begleiteten Sterben, beispielsweise in Hospizen, gehört diese Möglichkeit zum Konzept. Ebenso bei längeren Phasen einer schweren Erkrankung, bei der das Ableben absehbar ist.

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Im Geleitwort der amerikanischen Ausgabe schreibt Raymond Moody, der „Guru“ der Nach-Tod-Forschung, dass sich die Wissenschaft noch nicht mit dem „Leben nach dem Tod“ beschäftigt.
Ob dabei wiederbelebte Personen, die Geschichten aus dem „Jenseits“ erzählen, als Beweis gelten können, sei hier nicht weiter vertieft. Es gibt aus der Wissenschaft hierfür Erklärungsmodelle, die eher im biochemischen Bereich liegen.
Moody erwähnt weiterhin Begegnungen mit Verstorbenen, die für Betroffene als hilfreich und heilsam geschildert werden. Dadurch wird den Trauernden eine (nochmalige) Möglichkeit gegeben, mit dem Verlust (den Verstorbenen) in Kontakt zu treten.
Allzu oft wird dies in der Öffentlichkeit als „Geisterbeschwörung“ abgetan.
Interessant dabei ist, dass es diese Techniken bereits in der Antike gab: Moody beschreibt das Beispiel der „Pychomanteen“, unterirdische Stätten für die „Begegnung“ mit Toten.

Der Autor Allan Botkin verweist auf die Ähnlichkeiten mit Nahtoderfahrungen und Nachtodkommunikation und betont, dass es bei den oft negativ bewerteten Nahtoderfahrungen keineswegs nur „Halluzinationen eines sterbenden Gehirns“. Die Erfahrungen seiner Patienten weisen auf dieselben Phänomene hin.
Das Buch ist mit zahlreichen Fallbeispielen versehen, was dem Leser einen guten Einblick in die Praxis ermöglicht.

Die Methode hilft Betroffenen, diese traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten, indem sie durch - wie auch immer zustande kommende – Wiederbegegnungen mit dem verstorbenen Menschen erlaubt und so befreiend wirken und den Schmerz verarbeiten kann. Dabei sollte erwähnt werden, dass es sich nicht nur um positive Erlebnisse für die Patienten handelt: Botschaften, die sie nicht erwartet haben bzw. nicht wollen.
Aber dies macht IADC glaubhafter, da es auch bei Nahtoderfahrungen keineswegs nur positive Erfahrungen gibt.

„Zwischen Trauer und Versöhnung“ ist ein interessantes Buch, das Einblicke gibt in ein Themenfeld, das sicherlich von der Fachwelt (und vielen Betroffenen) nach wie vor nicht ernst genommen wird. Da Trauerbarbeit im ständigen Fluss ist, wird auch dieser Ansatz weiter verfolgt werden müssen.

Allan Botkin/Craig Hogan
Zwischen Trauer und Versöhnung
IADC: Therapeutische Kommunikation mit Verstorbenen – Heilung von Schuld und Trauma
ISBN 978-3-86731-047-5
1. Auflage 2009, 264 Seiten
http://www.vakverlag.de

 

 

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