Buchtipp - Anja Wiese: “Um Kinder trauern-Eltern und Geschwister begegnen dem Tod”

Anja Wiese
Um Kinder trauern
Eltern und Geschwister begegnen dem Tod

Das Buch von Anja Wiese ist nun bereits in einer vierten, überarbeiteten und ergänzten Auflage erschienen und zeigt damit, dass es zum Thema "Verwaiste Eltern und Geschwister" ein Klassiker geworden ist.
Das Thema "Trauer" ist in unserer leistungsorientierten und "jugendlichen" Gesellschaft nach wie vor unerwünscht (Ausnahme: Die öffentlichen "Hysterien" beim Ableben von Prominenten). An dieser Stelle soll nicht (wieder) die Rede von einem gesellschaftlichen "Tabu" sein, dass es so gar nicht mehr gibt. Aber insbesondere der Tod eines Kindes löst bedrohliche existentielle Krisen aus – in erster Linie bei Eltern und Geschwistern (oft auch bei den Großeltern). Die nahen Angehörigen sind nicht imstande, so problemlos zu „funktionieren“, wie es die Umwelt erwartet. Das gesamte Familiengefüge bricht auseinander, jeder muss seinen eigenen, neuen Weg ins Leben finden – und den Weg zueinander. Das – und wie wichtig – gelebte Trauer ist, zeigt die erfahrene Trauerbegleiterin Anja Wiese in ihrem Buch. Ihre Darstellungen werden ergänzt durch kompetente Fachbeiträge und beispielhafte Erfahrungsberichte, die wertvolle Orientierung auf einem schwierigen Trauerweg bieten.
Viele Trauernde haben das Gefühl (oder die Erfahrung gemacht), dass sie in ihrem persönlichen Umfeld und in der Gesellschaft oft nicht akzeptiert und verstanden werden. Somit ergibt sich eine Akzeptanz oft erst in der Gemeinschaft aus Betroffenen: Dort finden Trauernde Halt und werden in ihrem Schmerz angenommen.

Gütersloher Verlagshaus

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Das Buch gliedert sich in 11 Kapitel, die sich den unterschiedlichen Aspekten des Themas nähern:
Das erste Kapitel „Trauerwege“ beginnt mit einem schönen Satz von Käthe Kollwitz: „Vom Leben Gezeichnete zeichnen anders“. Für Kollwitz war dieser Satz existentiell und lebensbeschreibend. Sowohl für Trauernde als auch bei Sterbenden sind Zeichnungen ein immens wichtiges Ausdrucksmittel – bewusst oder/und bewusst. Wies spricht hier von einer „Seelentiefe, aus der das unbewusste Wissen durch die Bilder an die sichtbare Oberfläche gebracht wird.“
In weiteren Kapiteln werden „Hilfreiche Rituale“ für die Trauerarbeit beschrieben, werden die Themen „Trauer einer Mutter“ sowie „Partnerschaft in der Trauer“ (ein überaus wichtiges Thema, das leider allzu oft ausgeblendet wird) und ergänzend „Trauer eines Vaters“ (ebenfalls ein oft vernachlässigtes Thema…). Abschließend wird „Trauer als Lebensprozess“ beschrieben und es wird auf die „Konzeptionellen Grundlagen der Gruppenangebote des Vereins ‚Verwaiste Eltern und Geschwister Hamburg e.V.‘“ hingewiesen.
Das Buch beschreibt vor allem die praktische Trauerarbeit von Anja Wiese und den Kollegen in Hamburg und Bad Segeberg. Anschaulich beschreibt sie bewährte Angebote und Rituale aus ihrer jahrelangen Tätigkeit bei den Verwaisten Eltern in Hamburg e.V. und schildert sehr praktisch und anschaulich wie versucht wird, auf die Bedürfnisse aller Familienmitglieder individuell einzugehen.
Dies macht das Buch umso wertvoller, denn oft werden - selbst in von Fachleuten geleiteten Trauerseminaren! – alle Trauernde in einen „Topf“ getan.

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Anja Wiese
Um Kinder trauern
Eltern und Geschwister begegnen dem Tod

4. völlig überarbeitete und erweiterte Neuauflage 2009
240 S. Pappband
EUR 14,95 [D] / EUR 15,40 [A] / SFr 27,50
ISBN 978-3-579-06827-5

Gütersloher Verlagshaus

 

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